Home | Wettkampfergebnisse | Bestzeiten | Laufberichte | Kontakt | Gästebuch


Frank P. - Meine Laufberichte






30.09.2012 Berlin-Marathon

Ein Tag, an dem alles passte, mit neuer PB!

Schon vor einem Jahr hatte ich großen Trainingsaufwand betrieben, um beim Berlin-Marathon 2011 eine neue persönliche Bestzeit aufstellen zu können. Die alte wurde im Jahre 2008 erlaufen. In den Jahren 2009 und 2010 war wegen meiner Plantarfasziits kein Bestzeitenversuch möglich. Im letzten Jahr machte eine Erkältung in der Woche vor dem Marathon meine Bestzeit-Ambitionen zunichte. Der Frust war groß und ich hatte nicht vor, ein Jahr später noch einmal einen solchen Aufwand zu betreiben. Doch als der Juli begann und das Wetter nicht gerade hochsommerlich war, wollte ich es dann doch noch einmal wissen. Noch konsequenter als im letzten Jahr trainierte ich nach den Trainingsplänen von Herbert Steffny. Da meine Bestzeit bei 3:10:48 Std. lag und es für 3:10 Stunden keinen Trainingsplan in Steffnys großem Laufbuch gibt, nahm ich mir den für 2:59 Std. und für 3:15 Std. vor und versuchte, einen Mittelweg zu finden. Tatsächlich lag ich aber bei der Umsetzung näher am 2:59er als am 3:15er Plan.

Bis vor einem Jahr hatte ich mich nie an einen Trainingsplan von jemand anderem gehalten und dabei durchaus Erfolge erzielt. Meine eigenen Pläne bestanden aus wesentlich weniger Wochenkilometern und wesentlich weniger Läufen überhaupt bei allerdings wesentlich schnellerem Durchschnittstempo der verbleibenden Einheiten. Bei Steffny musste ich mich erst einmal an das langsame Tempo von so vielen Trainingseinheiten gewöhnen. Anspruchsvoll fand ich das nun gar nicht, aber es soll wohl den Sinn haben, dass der Körper und die Beine sich an hohe Umfänge gewöhnen und einem das beim Marathon zugute kommt? Na jedenfalls habe ich den Plan sehr konsequent durch gezogen. Irritiert war ich allerdings, dass bei den Testwettkämpfen (HM und 10 km bzw. VM) gar keine Verbesserung meiner bisherigen Leistungen zu erkennen war. Der VM in Kreuzberg war sogar der schlechteste VM, den ich je gelaufen bin. So war ich mir also wirklich nicht sicher, ob das viele Training mit den vielen langsamen Einheiten mir überhaupt etwas bringen würde? Denn für eine neue PB müsste ich ja ein 4:30er Tempo über die Marathon-Distanz durchhalten. Ein durchaus schnelles Tempo, was für meinen Geschmack im Training eher zu wenig geübt wurde. Erleichtert war ich allerdings, dass ich diesmal von einer Erkältung verschont und gesund geblieben bin. Auch mit dem prognostizieren Wetter hatten wir Glück: kühl aber leider auch sonnig solte es werden. Nur die Sonne machte mir ein bisschen Sorgen.


Ins Rennen bin ich mit der klaren Zielsetzung gegangen, 4:30er Schnitt zu laufen. Diesen Schnitt wollte ich mindestens die erste Hälfte durchhalten, so dass eine HM-Zeit von 1:35 Std. heraus kommen sollte. Erfreulichwerweise hatte ich zwei Mitstreiter, die genau das gleiche Tempo laufen wollten. Nämlich Amir aka AK vom LT Bernd Hübner und Birger aka regrib vom ForumTeam. Mit Amir bin ich bereits 2008 bei meinem alten Bestzeitenlauf gemeinsam gelaufen und hatte das angenehm in Erinnerung behalten.

Getroffen haben wir drei uns bei der Kleiderabgabe und sind dann zu dritt in den Startblock D gegangen, wo wir uns möglichst weit vorn einordneten. Amir lief als einziger von uns mit einer GPS-Uhr (Garmin) und konnte immer die aktuelle Geschiwndigkeit ablesen. So konnte er uns immer sagen, ob wir zu schnell sind. Bei den Kilometerschildern wurde schließlich kontrolliert, ob die Zeit passte. Ich stoppte dann immer meine Kilometerzeit und sagte sie an. Das erste Kilometerschild haben wir nicht gesehen. Es sollte dann aber auch das einzige Schild sein, welches wir übersehen würden. Unsere Splits waren im Großen und Ganzen von Anfang an ganz in Ordnung. Ich hatte eher die Sorge, dass wir zu schnell als zu langsam angehen würden. Aber es passte.

Als zwischen km5 und km6 in Alt-Moabit die noch tief stehende Sonne schon ganz schön knallte, schwante mir Böses. Amir war es bereits zu heiß und auch ich war schon ordentlich am Schwitzen. So richtig locker ging es für mich nicht. Aber wir hatten ja etwas vor, so dass Tempo heraus nehmen nicht in Frage kam. Den frischesten Eindruck von uns machte IMHO Birger. Bei den Getränkestationen brauchte keiner von uns anzuhalten, so dass wir da nicht unterschiedlich Zeit verloren haben.

Berlin-Marathon 2012
Kanusommer fotografiert uns in der Karl-Marx-Allee vor dem Strausberger Platz vor km12


Als nach dem Stausberger Platz (km12) die Sonne nicht mehr von vorn schien, wurde das Laufen angenehmer. Plötzlich lief jemand in Straßenkleidung und ohne Startnummer hinter mir her und tippte mir auf die Schultern. Es war JMB, der meinte, dass ich ja gut unterwegs sei und uns noch alles Gute wünschte.

Der 13. Kilometer war mit 4:48 der langsamste Kilometer überhaupt. Entweder stand das Schild falsch oder die Brücke über die Spree hat uns einige zusätzliche Sekunden beschert? Bei km15 stimmte dann aber wieder der 5-km-Split. Die 5-km-Splits sollten ja möglichst 22:30 Minunten betragen. Zu unserer Beruhigung traf das auch immer zu.

Am Kottbusser Damm, kurz vor dem Herrmanplatz, verabschiedete sich leider Amir. Er hatte Schmerzen und musste uns daher ziehen lassen. Fortan war ich also nur noch mit Birger unterwegs.
In der Gneisenaustraße, schön im Schatten, lief es sich angenehm. Überhaupt hatten wir zum Ende der ersten Hälfte den Rhythmus ganz gut gefunden.

Berlin-Marathon 2012

Berlin-Marathon 2012
Unter einer der Yorckbrücken bei km 20,5. Foto von Natalie Raima


Die HM-Matte überliefen wir nach 1:34:56 Std. Die zweite Hälfte noch einmal genau so und es würde nicht nur eine neue Bestzeit, sondern sogar eine 3:09er Zeit heraus kommen, ohne dabei negativen Split laufen zu müssen, obwohl ich meine schnellsten Marathons ja alle mit negativen Splits gelaufen bin.

Berlin-Marathon 2012

Berlin-Marathon 2012
Auf der Martin-Luther-Straße bei km 23,5. Fotos von R.B.


Am Foristand, kurz vor km25, stand GöGa schon bereit mit dem Becher Bier für mich, den ich mit genauer Zeitangabe bestellt hatte und den ich im Laufen entgegen nahm. So hatte ich auch mal einen anderen Geschmack im Mund als immer Wasser oder isotonisches Getränk. Auch hatte ich aber bereits Hunger und griff mir beim offiziellen Verpflegungspunkt bei km25 mein erstes Stück Banane.

Berlin-Marathon 2012
Südwestkorso bei km 26,5. Foto von Didi


Nach km27 wurde, wie im letzten Jahr, wieder Gel gereicht. Da ich letztes Jahr damit keine Probleme hatte griff ich diesmal auch wieder zu. Obwohl es nicht wirklich schmeckte hat es möglicherweise doch geholfen, denn ich glaube, dass ich im weiteren Verlauf des Rennens gar kein weiteres Stück Banane mehr benötigte und das Hungergefühl jedenfalls weg war?

Der folgende Abschnitt bis zum Roseneck (km29) fiel mir etwas schwerer. Vielleicht liegt das psychologisch daran, dass man die Anstrengung schon deutlich spürt, aber noch sehr viele Kilometer zu laufen hat und das Ende noch nicht nahe ist? So war es ein passender Zeitpunkt, als in der Rheinbabenallee auf dem Mittelstreifen plötzlich Babs vom ForumTeam, mit der ich gar nicht mehr gerechnet hatte, im ForumTeam-Shirt von einem Stuhl aufstand und mich anfeuerte.

Auf den Hohenzollerndamm freute ich mich schon. Früher, als das Marathonziel sich noch auf dem Ku'damm befand, graute es mich immer vor dem Hohenzollerndamm. Das war damals km37, wo mir manches Mal der Hammermann begegnete. Seit das Marathonziel aber seit dem Jahr 2003 sich vor dem sowjetischen Ehrenmal befindet, hat der Hohenzollerndamm für mich seinen Schrecken verloren. Im Gegenteil: Dort kann ich meistens vorübergehend das Tempo sogar noch etwas anziehen. Die schnellsten 5-km-Splits hatte ich zuletzt bei meinen gelungen Berlin-Marathons immer zwischen km30 und km35. Das hatte ich darauf zurück geführt, dass ich im Training bei den 35ern ab km30 noch mit Endbeschleunigung gelaufen bin und die Beine entsprechend konditioniert waren. Dieses Jahr bin ich aber keine 35er mit Endbeschleunigung ab km30 im Training gelaufen. Dennoch wurde das Tempo auf dem Hohenzollerndamm auch diesmal wieder schneller und auch diesmal war der 5-km-Split zwischen km30 und km35 der schnellste. Mir ist diesmal erstmals aufgefallen, dass es fast bis zum Fehrbelliner Platz ordentlich bergab geht.

Auf dem Ku'damm wurde es härter. Muskulär hatte ich Sorgen, einen Krampf im Oberschenkel zu bekommen. Zum Glück verging das verkrampfende Gefühl wieder.
Es war schön, beim Verpflegungspunkt nach km34 von vielen bekannten Hübis angefeuert und das Wasser gereicht zu bekommen.

Berlin-Marathon 2012
Verpflegungsstand km 34. Foto von Hübi


Nun wurde es von Kilometer zu Kilometer anstrengender. Birger und ich redeten kaum noch und kämpften schweigend, um das Tempo hoch zu halten. Als wir vor km37 von der Bülowstraße nach links in die Potsdamer Straße einbogen, warnte ich noch Birger, dass nun der schwerste Kilometer bevorstünde. Bis fast zum Potsdamer Platz musste ein stetiger Anstieg erklommen werden, der in dieser Phase des Rennens deutlich spürbar war. Auf diesem Kilometer verlor ich Birger. Ich war ganz mit mir selbst beschäftigt und schaute nur noch geradeaus, um keinen der Läufer umzulaufen, die jetzt teilweise stoppten oder plötzlich langsamer wurden. Als ich dann irgendwann wieder zur Seite blickte, um zu schauen, ob Birger noch neben mir lief, sah ich ihn nicht mehr. Wir hatten vorher abgesprochen, dass in einem solchen Fall der eine auf den anderen keine Rücksicht nehmen und sein eigenes Rennen weiter laufen sollte, damit jeder für sich sein bestmögliches Ergebnis herausholen kann.

Ich kämpfte also ab dem Potsdamer Platz allein weiter. Zur Kommunikation oder zur Abstimmung meines Tempos mit jemand anderem wäre ich auch gar nicht mehr in der Lage gewesen. Ich hätte natürlich Tempo herausnehmen können und die Bestzeit sicher nach Hause bringen können, aber ich wollte nun auch noch die 3:09er Zeit, auf der ich zusteuerte, realisieren. Dafür lohnt sich auch Quälerei. Nur noch vier Kilometer kämpfen und das Tempo hoch halten! Ich gab also noch einmal alles. Subjektiv hatte ich das Gefühl, als würde ich sogar schneller werden, denn viele Läufer überholte ich. Aber das Gefühl täuschte, denn viele der Läufer wurden zum Ende langsamer und ich konnte einfach nur mein Tempo halten.

Außer der 3:09er Zeit hatte ich für den Fall, dass es gut laufen sollte, noch zwei weitere Bonusziele im Kopf, nämlich die Bestzeiten der Foris marinus (3:09:38) und Carlos85 (3:09:28) zu unterbieten. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich auf den letzten Kilometern noch genau gerechnet habe, aber was ich getan habe, war wirklich alles zu geben und keine Sekunde zu verschenken. Die Zeit auf der Leipziger Straße bis zum Abbiegen nach links kam mir besonders lang vor. Aber als ich am Gendarmenmarkt nach km40 vorbei lief, war ich mir schon sicher, dass eine 3:09er Zeit heraus kommen würde. Nur die Sekundenzahl dahinter war noch offen. Erst nachdem ich das Brandenburger Tor durchlaufen bin schaute ich auf meine zu erwartende genaue Endzeit. Dass ich unter marinus' PB bleiben würde, war schon klar, aber um sicher die PB von Carlos85 zu unterbieten, legte ich noch einen Sprint ein bis ins Ziel.

Wenige Schritte später wurde ich gleich zweimal von Medical-Mitarbeitern, die mich besorgt anschauten, angesprochen, ob denn alles in Ordnung sei. Wahrscheinlich sah ich ziemlich fertig aus? Aber nach ein paar Schritten gehen mit den Armen oben ging es bald wieder besser. Ich wartete noch auf Birger, der etwa anderthalb Minuten nach mir auch eine neue PB aufgestellt hat.

Meine eigene offizielle Zeit war dann 3:09:18 Stunden! Damit habe ich meine eigene alte PB um auf die Sekunde genau anderthalb Minuten unterboten! Marinus' PB habe ich um 20 Sekunden und Carlos' PB um 10 Sekunden unterboten! Perfekter hätte es nicht ausgehen können!





KilometerSplits5kmGesamt
1-29:150:09:15
34:310:13:46
44:200:18:05
54:2622:290:22:31
64:280:26:59
74:280:31:26
84:320:35:59
94:270:40:25
104:3022:250:44:56
114:290:49:24
124:280:53:52
134:480:58:39
144:281:03:07
154:2122:341:07:28
164:301:11:58
174:311:16:29
184:371:21:06
194:291:25:36
204:2922:361:30:04
214:261:34:31
224:281:38:59
234:321:43:31
244:251:47:56
254:3322:251:52:29
264:261:56:55
274:332:01:28
284:342:06:02
294:232:10:26
304:2522:212:14:51
314:302:19:21
324:172:23:37
334:242:28:01
344:262:32:27
354:3822:142:37:05
364:292:41:34
374:302:46:04
384:352:50:38
394:242:55:02
404:2622:232:59:28
414:323:04:00
424:293:08:29
Ziel0:513:09:20



Berlin-Marathon 2012
Quelle: http://results.scc-events.com/2012



Es war übrigens mein 30. Marathon, den ich in unter 3:30 Stunden gefinisht habe (36. Marathon insgesamt) und mein 24. Berlin-Marathon!

Vielen Dank an Amir und vor allen Dingen an Birger für die angenehme Begleitung! Ich weiß nicht, ob ich es allein auch so gut geschafft hätte? Vielen Dank auch für den Support an der Strecke! Endlich hat mal alles gepasst: Die Vorbereitung, die Gesundheit, das Wetter, der Rennverlauf!





Berlin-Marathon 2012
Die Urkunde, welche ich Wochen später per Post erhielt.





















zurück nach oben