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Frank P. - Meine Laufberichte






18.04.2004 - London-Marathon

Unser Flugzeug von Berlin-Tegel nach London-Heathrow ging am Freitag Vormittag. Im Flieger trafen wir Horst Milde, der auch zum London-Marathon wollte, aber nicht als Läufer. Der Berlin-Marathon hatte ja einen Stand auf der Messe in London, aber vor allen Dingen wollte er Kontakte knüpfen und Gespräche führen. Viele Elite-Läufer waren ja schließlich in London.

Von Heathrow sind J.R. und ich dann als erstes zur Messe gefahren. Es ging mit der U-Bahn durch die ganze Stadt vom Westrand bis weit in den Osten, wo sich die Messehallen befanden. Bevor man überhaupt rein durfte, musste man seine Startnummer abholen und den Chip registrieren lassen.. Bei allen Tischen standen die Helfer rum, nur beim Tisch für die Ausländer (overseas) gab es eine Schlange. Die Messe selbst war auch nicht großartig anders als in Berlin. Was uns aber gefallen hat, war die Konzeption der Pasta-Party: Für 5 Pfund durften wir Pasta essen, so viel wir konnten (all you can eat). Inbegriffen waren auch noch Bagels mit Butter, Marmelade, Honig, Joghurt, Tee, Kaffee und ein recht schickes Baumwoll-T-Shirt. Bei den hohen Londoner Preisen war das ein sehr preisgünstiges Angebot zum Carbo-loading, auch wenn die Nudeln nicht schmeckten.


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Bei der Pasta-Party. Foto von J.R.




Den Rest des Nachmittages und den Abend verbrachten wir, nachdem wir unser Hotel bezogen hatten, mit Sightseeing. Wir hatten uns günstige U-Bahn- und Bus-Tickets besorgt, die immer für den ganzen Tag bzw. das Wochenende galten.
Auch der Samstag ging dann noch voll mit Sightseeing drauf. An beiden Abenden taten uns die Füße ganz schön weh. Kein Wunder, bei den Meilen, die wir gehend zurückgelegt hatten. Sicherlich keine optimale Vorbereitung auf den Marathon, aber man kommt ja schließlich nicht allzu oft nach London, und Bestzeiten wollten wir sowieso nicht laufen.


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Sightseeing in London: Tower-Bridge, Tower, Houses of Parliament vom London Eye aus. Fotos von J.R.




Da es Freitag und Samstag weitgehend wolkenlos und ziemlich warm war, war unsere größte Wettersorge für den Marathon, dass es möglicherweise tatsächlich f***ing hot werden würde, aber als wir am Sonntag Morgen aus dem Fenster schauten, trauten wir unseren Augen zunächst nicht, als wir die Straßen nass sahen: Nieselregen!

Mit einem Bus wurden wir vom Hotel zum ziemlich weit entfernt gelegenen Start am Greenwich Park gefahren. Da wir schon ziemlich früh dort waren (gut anderthalb Stunden vor dem Start), verbrachten wir noch eine ganze Weile mit hundert anderen Läufern unter einem großen Baum, um den Nieselregen nicht ab zu bekommen und nicht gleich schon vor dem Start durchnässt zu sein. Außerdem suchten wir noch die Toiletten auf, wo die Wartezeiten im Vergleich zu Berlin sehr kurz waren. überhaupt war der Startbereich viel besser organisiert als in Berlin. Man konnte sich überall frei bewegen und ohne jegliche Probleme in seinen Startblock gelangen. Berlin sollte sich in der Beziehung unbedingt etwas überlegen. In London gab es drei Startbereiche, was ich aber im Nachhinein aufgrund der vielen Menschen gut fand.
J.R. und ich waren im Startblock 2 (von 9), was unserem Leistungsstand entsprach. Es gab so gut wie keine Läufer, die sich ungerechtfertigterweise in einen zu schnellen Block eingeschmuggelt hatten, so dass wir nach dem Startschuss im Vergleich zu Berlin sehr gut voran kamen. Bereits eine halbe Minute nach dem Startschuss überliefen wir die Start-Matte.


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Warten auf den Startschuss unter einem Baum und im Startfeld. Fotos von J.R.




Zum Start hatte es übrigens aufgehört zu nieseln. Später fing es dann leider aber wieder an.
Als Zeitziel hatten wir uns vorgenommen, lediglich unter 3:30 zu bleiben. Wir hatten uns vorher ausgerechnet, dass wir hierzu einen Meilenschnitt von knapp unter 8 Minuten und einen km-Schnitt von knapp unter 5 Minuten benötigten. Die erste Hälfte des Rennes oder vielleicht auch bis Meile 20 wollten wir zusammen bleiben und dann mal sehen, wie sich jeder so fühlt. Die ersten Meilen waren etwas zu schnell, aber dennoch nahmen wir das Tempo nicht großartig raus. J.R. hatte eine Kamera dabei und machte immer wieder mal Fotos.

Die Strecke am Anfang des Marathons hatte eher Vorort-Charakter und war nicht so prickelnd. Ein erster Höhepunkt nach Meile 6, auch zuschauermäßig, war das alte Segelschiff an der Themse (Cutty Sark), das wir umlaufen durften.


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Auf den ersten Meilen bis zur "Cutty Sark". Fotos von J.R.




Die Verpflegung an Getränken war unvorstellbar gut. Nach jeder Meile gab es massenhaft kleine 0,5l-Vittel-Flaschen, die von den Helfern auch schon aufgeschraubt waren. Da es immer so viele Stände gab und man sich so ein Fläschchen viel schneller greifen konnte, als einen Becher wie von anderen Marathons gewohnt, verlor man dort auch fast keine Zeit. Aufgrund der eher kühlen Temperatur (ca. 10-12°) und der nassen Witterung benötigten wir allerdings auch gar nicht so viel, so dass wir, wenn wir uns überhaupt eine Flasche griffen, nur wenige Schlucke tranken und die Flasche dann an den Straßenrand warfen. Im Grunde eine riesige Verschwendung. Alle etwa drei Meilen gab es auch Lucozade, ein isotonisches Getränk, das in 330ml-Tütchen mit einer Schrauböffnung gereicht wurde, wo man also genau die Menge an Getränk in den Mund hinein drücken konnte, die man brauchte. Sehr angenehm.

Jedoch gab es keine offiziellen Verpflegungsstellen mit harter Nahrung, also keinerlei Bananen oder Äpfel.
Deshalb hatte ich zum Frühstück so viel gegessen, wie ich überhaupt nur konnte (ca. 7 Scheiben Toast). Auf der ersten Marathon-Hälfte spürte ich das Essen noch etwas im Magen, aber zum Ende hin war es gut, dass ich so viel gegessen hatte, denn ich hatte dort diesmal kein Hungergefühl.

Der nächste große Höhepunkt war dann die Tower-Bridge zwischen Meile 12 und 13, also schon fast zur Hälfte der Distanz. Danach ging es zu den Docklands, wo wir auf einer etwa eine Meile langen Pendelstrecke die Spitzenläufer entgegen kommen sahen (wir Meile 13-14, die Elite Meile 21-22).


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Die Tower-Bridge, die HM-Marke und auf dem Weg zu den Docklands. Fotos von J.R.




In den Docklands selbst, bei Meile 17 beschloss ich, da wir einen dicken Vorsprung auf 3:30 rausgelaufen hatten und sogar auf Kurs 3:20 waren, ein klein wenig Tempo heraus zu nehmen und bat J.R., auf mich keine Rücksicht zu nehmen und sein Tempo ruhig weiter zu laufen. Fortan lief also jeder für sich. Bei meinem ersten Auslands-Marathon sollte für mich ja sowieso das Erlebnis im Vordergrund stehen. Die Zeit war mir im Grunde egal, so lange es unter 3:30 blieb, was zu dem Zeitpunkt schon sicher war, wenn ich nicht zu viel riskieren würde und der Hammermann mir nicht noch begegnen würde. Ich lief dann also die restlichen Meilen ganz konstant im 8er Tempo pro Meile bzw. 5er pro km. Diese restlichen Meilen waren für mich der reine Genuss. Durch die Docklands zu laufen hat mir sehr gefallen. Als ich dann wieder auf der Pendelstrecke war, wo diesmal ich zwischen Meile 21 und 22 lief und die gegenüber laufenden Massen zwischen Meile 13 und 14 sich (teilweise langsam) voran bewegten, konnte ich mich an den zahlreichen Kostümen und Verkleidungen erfreuen.

Sehr gefallen hat es mir, an dem Hotel zwischen Tower-Bridge und Themse vorbei zu laufen, in dem viele Elite-Läufer untergebracht waren, dann unter der Tower-Bridge und zwischen Tower und Themse weiter. Dort war allerdings ein etwas grober Kopfsteinpflaster, der durch einen Teppich etwas ausgeglichen wurde. Aber das war nur eine ganz kurze Passage.
Zum diesem Zeitpunkt überholte ich schon massenhaft Läufer, die sich offenbar überschätzt hatten und ihr Tempo nicht halten konnten. Knapp drei Meilen ging es dann noch an der Themse entlang. Als ich von weitem schon das Riesenrad (The London Eye) von einem anderen Winkel als von Westminster aus gewohnt sah, war klar, dass die Sache so gut wie geschafft war. Ich fühlte mich richtig gut. Am Big Ben ging es dann nach rechts ab, am St. James’s Park vorbei und schließlich am Buckingham-Palast vorbei auf die Mall, wo dann auch schon das Ziel war.

Meine offizielle Zeit war 03:23:14.
Es war ein wirklich schöner Lauf, der leider durch das Nieselwetter etwas getrübt wurde, mir aber großen Spaß gemacht hat.

Mit der Zuschauerunterstützung war ich auch sehr zufrieden. Teilweise feuerte das Publikum frenetisch an und sorgte für Stimmung. Ob die Zuschauer nun besser waren als in Berlin, kann ich gar nicht sagen. Sicherlich sind auch viele aufgrund des Wetters nicht erschienen.

Die Strecke hat mir alles in allem gut gefallen, besonders die zweite Hälfte. Allerdings gibt es doch einige Steigungen, die Berlin nicht aufzuweisen hat, so dass Berlin die eindeutig schnellere Strecke hat.

Fazit zum London-Marathon: Ein sehr schöner Marathon, teilweise sehr gut organisiert. Berlin kann zwar von London auch noch etwas lernen, braucht sich aber nicht zu verstecken!



London-Marathon 2004
Anstoßen am Abend nach dem Marathon.

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Am Tage nach dem Marathon vor dem British Museum und drinnen vor der Bibliothek.




Den Tag nach dem Marathon herrschte wieder wunderschönes Frühlingswetter. Wir verbrachten den Tag zu einem großen Teil noch in Museen. Nach einem Vormittag im Britischen Museum und anschließend im Museum of London haben mir die Füße ganz schön weh getan, aber zwei Tage später ging es mir wieder sehr gut, sogar viel besser als sonst normalerweise nach einem Marathon.











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